Sondengänger ein Problem

Der Titel besagt eigentlich schon alles.

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Archaeos
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Beitrag von Archaeos » 08.05.2008 15:03

Hallo Jörg,
Danke für den Vergleich mit der Waffengesetzen. Im Vergleich zur Waffenlobby ist die Detektorlobby ungleich schwächer, auch wenn sie vielleicht Rückendeckung vom sehr starken Münz- und Antikenhandel erhält.
Man darf die Detektorlobby, angefangen bei den Produzenten hin zu den Generalimporteuren und den kleinen Händlern nicht unterschätzen. Diesen Fehler hatte die französische Regierung gemacht, als 1980 und 1984 Gesetzesentwürfe, welche den Verkauf von Metalldetektoren auf genehmigte Nutzer einschränken sollten, gekippt wurden.

Deinem Beispiel mit den Waffen kann ich die Verkaufs-, Verleih-, Besitz-, Betriebsverbote der Laser- und Radarwarner in den meisten EU-Staaten entgegenhalten. :idea: Den Verboten hatte die Lobby der "Hobbyraser", und "Möchte-gern-Schummis" genausowenig entgegenzusetzen wie die Hersteller und VerKäufer der Warngeräte :twisted: Diese Geräte stellen genau so einen Eingriff in die Straßenverkehrsordnung dar wie die Metalldetektoren einen gezielten Eingriff in die Denkmalschutzgesetze darstellen :idea: :idea: :idea:

Jörg, du schreibst:

Beim Bodendenkmalschutz sollten wir uns einfach auf das Mögliche konzentrieren. D.h. Überzeugungsarbeit leisten und möglichst viele auf unsere Seite herüber ziehen. Wenn genügend manpower vorhanden ist, ist eine systematische Betreuung von Bodendenkmälern erreichbar.
Die Situation in Bezug auf die Sondengängerei ist derart aus dem Ruder gelaufen, derart unüberschaubar und unkontrollierbar geworden, dass es kaum noch Sinn macht, "Überzeugungsarbeit" leisten zu wollen. Auf einen zum verantwortungsvollen Handeln gewonnenen Sondengänger kommen zehn neue, die damit überhaupt nichts am Hut haben. Prävention und Aufklärungsarbeit haben sich längst als unwirksam erwiesen und werden vom Detektorhandel verhöhnt (der Detektorhandel hält sich nicht im geringsten an die Empfehlungen des Verbandes der Landesarchäologen aus den 90er Jahren), Symptombekämpfung, d.h. der Versuch, "Raubgräber" auf frischer Tat zu erwischen und verurteilen zu lassen ist aufwendig und ineffizient (siehe Artikel in AiD Nov.-Dez-2007). Die richtig bösen Buben erwischt es eh kaum.
Hier hilft nur eines: URSACHENBEKÄMPFUNG (europaweite Detektorverkaufsregelung)

Sondengängerei wie sie z.Z. überall in Europa betrieben wird, meist illegal bis kriminell, ist eine in vielen Hinsichten schädliche Freizeitbeschäftigung. Da hilft es nichts, Aufklärungsarbeit zu betreiben, Beipackzettel mit Warnhinweisen jedem neu verkauften Detektor hinzuzufügen oder Denkmalschutzgesetze lascher/liberaler zu gestalten. Selbst in Großbritannien werden trotz PAS (portable antiquities scheme) auf Teufel komm raus nicht klassierte archäologische Fundstellen geplündert. Die über's PAS (freiwillig) gemeldeten Funde stellen einen lächerlich geringen Bruchteil aller getätigten archäologischen Detektorfunde in Großbritannien dar.

Um die Situation in den Griff zu bekommen hilft kein gutes Zureden mehr. Da hilft nur eins: den Hahn zudrehen.

So weit meine sehr pessimistische (aber leider realistische) Einschätzung der Situation und deren Lösungen.
André

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Pfälzer/Jürgen Hahn
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Beitrag von Pfälzer/Jürgen Hahn » 08.05.2008 18:50

Archaeos hat geschrieben:Hallo Jörg,
Danke für den Vergleich mit der Waffengesetzen. Im Vergleich zur Waffenlobby ist die Detektorlobby ungleich schwächer, auch wenn sie vielleicht Rückendeckung vom sehr starken Münz- und Antikenhandel erhält.
Man darf die Detektorlobby, angefangen bei den Produzenten hin zu den Generalimporteuren und den kleinen Händlern nicht unterschätzen. Diesen Fehler hatte die französische Regierung gemacht, als 1980 und 1984 Gesetzesentwürfe, welche den Verkauf von Metalldetektoren auf genehmigte Nutzer einschränken sollten, gekippt wurden.
Deinem Beispiel mit den Waffen kann ich die Verkaufs-, Verleih-, Besitz-, Betriebsverbote der Laser- und Radarwarner in den meisten EU-Staaten entgegenhalten. :idea: Den Verboten hatte die Lobby der "Hobbyraser", und "Möchte-gern-Schummis" genausowenig entgegenzusetzen wie die Hersteller und VerKäufer der Warngeräte :twisted: Diese Geräte stellen genau so einen Eingriff in die Straßenverkehrsordnung dar wie die Metalldetektoren einen gezielten Eingriff in die Denkmalschutzgesetze darstellen :idea: :idea: :idea:
Jörg, du schreibst:

Beim Bodendenkmalschutz sollten wir uns einfach auf das Mögliche konzentrieren. D.h. Überzeugungsarbeit leisten und möglichst viele auf unsere Seite herüber ziehen. Wenn genügend manpower vorhanden ist, ist eine systematische Betreuung von Bodendenkmälern erreichbar.
Die Situation in Bezug auf die Sondengängerei ist derart aus dem Ruder gelaufen, derart unüberschaubar und unkontrollierbar geworden, dass es kaum noch Sinn macht, "Überzeugungsarbeit" leisten zu wollen. Auf einen zum verantwortungsvollen Handeln gewonnenen Sondengänger kommen zehn neue, die damit überhaupt nichts am Hut haben. Prävention und Aufklärungsarbeit haben sich längst als unwirksam erwiesen und werden vom Detektorhandel verhöhnt (der Detektorhandel hält sich nicht im geringsten an die Empfehlungen des Verbandes der Landesarchäologen aus den 90er Jahren), Symptombekämpfung, d.h. der Versuch, "Raubgräber" auf frischer Tat zu erwischen und verurteilen zu lassen ist aufwendig und ineffizient (siehe Artikel in AiD Nov.-Dez-2007). Die richtig bösen Buben erwischt es eh kaum.
Hier hilft nur eines: URSACHENBEKÄMPFUNG (europaweite Detektorverkaufsregelung)
Sondengängerei wie sie z.Z. überall in Europa betrieben wird, meist illegal bis kriminell, ist eine in vielen Hinsichten schädliche Freizeitbeschäftigung. Da hilft es nichts, Aufklärungsarbeit zu betreiben, Beipackzettel mit Warnhinweisen jedem neu verkauften Detektor hinzuzufügen oder Denkmalschutzgesetze lascher/liberaler zu gestalten. Selbst in Großbritannien werden trotz PAS (portable antiquities scheme) auf Teufel komm raus nicht klassierte archäologische Fundstellen geplündert. Die über's PAS (freiwillig) gemeldeten Funde stellen einen lächerlich geringen Bruchteil aller getätigten archäologischen Detektorfunde in Großbritannien dar.
Um die Situation in den Griff zu bekommen hilft kein gutes Zureden mehr. Da hilft nur eins: den Hahn zudrehen.
So weit meine sehr pessimistische (aber leider realistische) Einschätzung der Situation und deren Lösungen.
André
Sorry André

Schade das es keinen Knopf gibt, um dein überzogenes Gerede abzustellen. Deine Aussage ist deutlich; auch die Überzeugungsarbeit von DIGS ist deiner Ansicht nach absolut unnötig, da nicht effizient. Warum du dich noch hier rumtreibst, ist mir im Moment ein Rätsel.
Die richtig bösen Buben erwischt es eh kaum.
Und weil dies die vermutlich einzigste richtige und realistische Aussage von dir ist, ziehst du mal wieder alles und jeden in den Dreck.
Mir persönlich geht dein "Nurnochnegativgeschätz" zur Zeit richtig auf die Nüsse.

Archaeos
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Beitrag von Archaeos » 08.05.2008 20:38

Pfälzer/Jürgen Hahn hat geschrieben:

Sorry André

Schade das es keinen Knopf gibt, um dein überzogenes Gerede abzustellen. Deine Aussage ist deutlich; auch die Überzeugungsarbeit von DIGS ist deiner Ansicht nach absolut unnötig, da nicht effizient. Warum du dich noch hier rumtreibst, ist mir im Moment ein Rätsel.
Auch bei mir in Luxemburg betreibe ich weiterhin "Überzeugungsarbeit", weil ich weiss, wie wichtig es ist, ordentlich betreut zu werden. Aber wenn ich feststellen muss, dass zur gleichen Zeit Banden von ungenehmigten sogenannten "Freizeitsondlern" Fundstellen in Wäldern plündern, dann platzt mir der Kragen.

Pfälzer/Jürgen Hahn hat geschrieben:
Mir persönlich geht dein "Nurnochnegativgeschwätz" zur Zeit richtig auf die Nüsse.
Wenn Du Dich in die Archäologen hereinversetzen könntest, würdest Du mein "Nurnochnegativgeschwätz" besser verstehen. Wie lange betreibst Du das Sondengehen? Wie lange kennst du das Schatzsuchermilieu mit all seinen Facetten? Weisst Du was in Luxemburg, Frankreich, Belgien, Polen, Holland, ... abgeht (Zeitschriften, Clubs, Militariasammler, Hehler, ...)? Ich weiss es seit über drei Jahrzehnten, ....

Lojoer
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Beitrag von Lojoer » 08.05.2008 21:56

Hallo Jürgen,
ich verstehe den André schon. Es ist halt die andere Seite der Medallie. Deshalb nervt es mich nicht wenn er uns den Finger ab und zu in die Wunde legt. Da wissen wir wenigstens, dass eine da ist. Als Gemeinschaft von Gleichgesinnten verliert man z.T. den Blick nach außen.
Ob die Wünsche von André als realistisch einzustufen sind ist eine ganz andere Sache.
Wie ich die Politiker kenne haben die auf eine reglementierung im detektorenhandel gerade gewartet? Die haben momentan ganz andere Probleme. Mit solchen Reglementierungen kann man kaum Wählerstimmen fangen. Das interessiert einfach niemand und das ist nämlich unser hauptsächliches Problem in der Denkmalpflege. Wir nerven die Politiker und den Großteil der Bevölkerung nur.
So nach dem Moto"ja ganz nett. Dann spielt mal weiter, aber lasst uns in Ruhe."
Gruß
Jörg

Lojoer
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Beitrag von Lojoer » 08.05.2008 21:59

Ergänzung
ich habe übrigens im Sucherforum eine Umfrage gestartet. Wie sehen sich die Sondengänger. Reine Sondengänger oder /und Feldbegeher. Ich finde das bisherige Ergebnis beeindruckend.
Gruß
Jörg

achimT
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Beitrag von achimT » 09.05.2008 10:26

Archaeos hat geschrieben:,
, Die über's PAS (freiwillig) gemeldeten Funde stellen einen lächerlich geringen Bruchteil aller getätigten archäologischen Detektorfunde in Großbritannien dar.
quod est demonstrandum


Auch in Schleswig-Holstein würde ich nicht für jeden Zertifizierten die Hand ins Feuer legen.Aber so ist das Leben, schwarze Schafe wird es immer geben.
Aber: Jetzt gibt es Fundmeldungen, die es vorher nicht gegeben hat.
Im Rahmen der Projekte wurden Objekte gefunden, die sonst
für alle Zeiten verschwunden gewesen wären.

Gesetzliche Regelungen schrecken zwar den Feierabendsondler ab, der 5x seine Sonde benutzt, sie dann wegen Erfolglosigkeit wieder in den Keller stellt, aber niemals die Hardcore-Szene.

Gruss
Achim
Aus dem Land,in dem die Euros aus dem Sand wachsen.
Ich habe meinen Schatz gefunden-sein Name ist Annette

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RayRedditch
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Beitrag von RayRedditch » 09.05.2008 10:33

Archaeos hat geschrieben:Selbst in Großbritannien werden trotz PAS (portable antiquities scheme) auf Teufel komm raus nicht klassierte archäologische Fundstellen geplündert. Die über's PAS (freiwillig) gemeldeten Funde stellen einen lächerlich geringen Bruchteil aller getätigten archäologischen Detektorfunde in Großbritannien dar.

André
Aber immerhin ein (so kleine) bruchteil das Archeolögen und Museums sind überlastett, und manchmal dauert es bis zum 4 jahren, vor man einen expertise oder auswertung bekommt. 8)
Bin Ausländer, aber zuhause überall. Aber vorall bin Ich MENSCH !! Du Auch?

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Beitrag von Archaeos » 09.05.2008 11:52

RayRedditch hat geschrieben: Aber immerhin ein (so kleine) bruchteil das Archeolögen und Museums sind überlastett, und manchmal dauert es bis zum 4 jahren, vor man einen expertise oder auswertung bekommt. 8)
Wenn nur in Bereichen gesucht und gemeldet würde, die von (akuter) Zerstörung bedroht sind (Ackerflächen, Baustellen), dann wäre die Situation weniger schlimm. Auf die Waldsondler könnte die Bodendenkmalpflege, von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, völlig verzichten. Wenn man die Threads der Schatzsucherforen so durchliest , sondelt fast jeder zweite im Wald :roll: :evil:

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Beitrag von Archaeos » 09.05.2008 12:05

Lojoer hat geschrieben:Wie ich die Politiker kenne haben die auf eine reglementierung im detektorenhandel gerade gewartet? Die haben momentan ganz andere Probleme. Mit solchen Reglementierungen kann man kaum Wählerstimmen fangen. Das interessiert einfach niemand und das ist nämlich unser hauptsächliches Problem in der Denkmalpflege.
Durch solche Regelungen wird man aber auch kaum Wählerstimmen verlieren! Die Sondengänger stellen zahlenmäßig kein ausschlaggebendes politisches "Gewicht" dar , selbst wenn es den Händlern gelingen würde, die gesamte deutsche Sondengängerschaft hinter sich zu scharen. :idea: Wen würde in der BRD eine Detektorverkaufsregelung treffen? Ein oder zwei Dutzend hauptberufliche Detektorhändler ...

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RayRedditch
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Beitrag von RayRedditch » 10.05.2008 13:34

Eine 3SAT/Bayerische Rundfunk Produktion war heute dran QUER, mit ein gute video von ein WALD zerstört von Holz machienen.

Quote



quer Video: Grünes Gold wie der Staatsforst Kasse macht Schneisen der Verwüstung in den Buchenwäldern des Spessart, entsetzte Spaziergänger und wütende Bürgermeister: Seit der landeseigene Wald in Bayern in ein Unternehmen mit wirtschaftlicher Ausrichtung umgewandelt wurde, ist der Friede im Staatsforst dahin. Denn jetzt geht es für die Förster nicht mehr nur um einen gesunden Wald, sondern vor allem um pünktliche Holzlieferungen. Und so werden derzeit in ganz Bayern mit schwerem Gerät Jahrzehnte alte Wälder zu Geld gemacht.

Auf diese seite gibt dem video Grunes Gold

http://www.br-online.de/bayerisches-fernsehen/quer/
Bin Ausländer, aber zuhause überall. Aber vorall bin Ich MENSCH !! Du Auch?

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Pfälzer/Jürgen Hahn
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Beitrag von Pfälzer/Jürgen Hahn » 10.05.2008 13:56

die von (akuter) Zerstörung bedroht sind (Ackerflächen, Baustellen), dann wäre die Situation weniger schlimm
Auch der Wald besteht aus gestörten Flächen. Oder glaubst du wirklich, daß jeder Baum dort schon immer stand, wo er jetzt steht. Die Umwelt wird zukünftig ebenso immense Schäden verursachen, wie die Forstwirtschaft. Du solltest mal die Wälder in B-W nach den letzten Stürmen sehen. Es gibt übrigens sehr schöne und interessante Filmberichte über die Wälder. Es gibt doch nur noch ganz wenige fast ungestörte Flächen, auch im Wald.
Und kein Denkmalschutzgesetz unterscheidet zwischen Wald und Acker, daß machen dann wieder irgendwelche Genehmigungen und ob das immer rechtens ist, da habe ich persönlich erhebliche Zweifel.

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